Geschichte der Vogtei Obertal
„S Obertal isch die schönschti Gmei in Zell" davon sind zumindest die Obertäler felsenfest überzeugt.
Und das seit 1934 als die „Gemeinde Obertal -Chüeloch“ gegründet wurde und sich aktiv in die Zeller Fasnacht einbrachte.
Die Kriegsjahre legten allerdings auch im Obertal alle fasnächtlichen Aktivitäten lahm, so dass es erst wieder im Jahr 1948
auf Initiative vom Präsidenten der FGZ, Carl Rümmele, eine Bürgerversammlung im Dreikönig gab. 37 Versammlungsteilnehmer
trugen sich als „Bürger des Obertals“ ein und Eduard Bernauer wurde zum Bürgermeister gewählt. Die Obertäler hatten einen
solchen Drang zur Bürokratie, dass es eine Vielzahl von weiteren Posten in der Fasnachtsgemeinde gab: Ratsschreiber,
Gemeinderechner, Musikdirigent, Pressereporter, „das Bauamt“, „das Kulturamt“, Polizist, Hilfspolizist, Justizräte,
Ratsdiener, Tierarzt, Nachtwächter, Farrenhalter, Schermuser, Hebamme, Gemeindeschwester und Feuerwehrkommandant. Die
Vielfalt der fasnächtlichen Obertäler Figuren reduzierte sich allerdings mit der Zeit. Heute gibt es neben dem Vogt nur
noch den Vizevogt, den Schatzmeister, den Schriftführer, den Wagenbaumeister, den Polizisten und als Tribut an die moderne
Zeit einen Webmaster. Wobei die freie Übersetzung des Wortes Webmaster nicht Webereimeister bedeutet! Trotz der vielen
Ämter die zur Gründungszeit im Obertal vergeben wurden, musste der Amtsapparat schon am Gmeiobe 1949 nochmals aufgestockt
werden. Das inzwischen auch dazu gekommene Ministerium für Kultus und Unterricht erkannte, dass der Bürgermeister Eduard
Bernauer allein den vielfältigen Aufgaben nicht mehr gewachsen war, beförderte ihn zum Oberbürgermeister und stellte ihm
mit Hedwig Wittig und Karl Kohlbrenner zwei weitere Bürgermeister zur Seite. In ihrem Ämterwahn beförderten die Obertäler
ihren Polizisten Franz Weiss am gleichen Abend zum Polizeirat.
Genau so alt wie das Obertal ist die legendäre Feindschaft zwischen den Obertälern und ihren südlichen Nachbarn: der
Gemeinde Mittelstadt. Eine Feindschaft allerdings, die auf rein fasnächtlichem Niveau ausgetragen wurde und wird und
deshalb für alle Beteiligten eine wahre Freude ist. Die Obertäler können allerdings beweisen, dass sie bereits am 11.
Januar 1950 einen Nichtangriffs- und Beistandspakt mit den Mittelstädtern abschließen wollten, zu dessen Ratifizierung
ein erlauchter Kreis von Bevollmächtigten der Mittelstadt im Obertäler Rathaus vor sprach. Allerdings wurde dieser Vertrag
von der Mittelstadt nie unterzeichnet. Zwar behaupten die Obertäler, dass dieses Angebot an die Mittelstadt ihre
Friedfertigkeit beweise, die Chronik zeigt allerdings ein ganz anderes Bild. So musste der Dreikönigswirt 1960 eine
Geldstrafe an die Obertäler zahlen, weil er „einer mit uns in Fehde stehenden Gemeinde Unterschlupf gewährte“. Gemeint
war das Frauenrecht der Grönländer, das im Dreikönig gefeiert wurde. Auf's Schärfste verurteilt wurde eine höfliche
Anfrage der Grönländer im gleichen Jahr, den Grönländer Gmeiobe im Schwanen durchführen zu dürfen. Für die Obertäler
war dies ein Affront. Schließlich war in jenen Jahren im Schwanen das Obertäler Außenministerium untergebracht.
Kriegsähnliche Zustände gab es auch mit dem Paradies, dem „Grenzverletzungen mit dem Ziel der Mitgliederwerbung“
vorgeworfen wurde. Den Paradieslern wurde gedroht, Barrikaden und Stacheldrahtverhaue entlang der Gemeindegrenze
zu errichten. Worrauf diese wiederum mit dem Beschuss mit faulen Tomaten drohten.
1961 wurde Gerold Vollherbst zum Obertäler Polizisten gewählt. Mit ihm an der Spitze wurde auch ein närrischer Krieg
gegen die FGZ ausgetragen. Manches närrisches Wortgefecht lieferte sich „Mops“ Gerold Vollherbst mit dem Präsidenten der
Fasnachtsgesellschaft Hans Fräulin. Ab 1962 wurden die Streitigkeiten zwischen dem Obertal und der Mittelstadt alljährlich
am Fasnachtsmontag beim Narrengericht ausgetragen, das abwechselnd im Dreikönig oder in der Krone tagte.
Jedes Jahr seit ihrem Bestehen waren die Obertäler mit mindestens einem Wagen am Umzug dabei. 1950 nahmen die Obertäler
sogar mit fünf Wagen und Fußgruppen an der Fasnacht teil. Unter anderem das Grandhotel Gans, als Ersatz für das Hotel
Schwanen. Die Obertäler erreichten auch immer wieder vordere Plätze bei der Wagenprämierung.
Nabel des Obertals, geistiger und geografischer Mittelpunkt war seit der Gründung immer das Rathaus Dreikönig.
Hier fanden alle Gmeiobe statt, hier wurde von den Obertälern getagt. Oftmals intensiv und sehr lange! In den besten
Zeiten hatte man mit dem Schwanen eine zweite Gaststätte im Obertal, bis er 1979 schloss und für den Sparkassenneubau
Platz machen musste. Der Dreikönig stand nach mehreren Pächterwechseln über Jahre leer. Erst 2005 öffnete der Dreikönig
unter dem Namen Imperia mit einem russischen Pächter wieder. In der Zeit, in der der Dreikönig geschlossen hatte,
mussten die Obertäler in Gaststätten anderer Vogteien unterkommen. Den Gmeiobe aber richten die Obertäler mit großem
Erfolg seit 2003 im katholischen Pfarrsaal aus.
Auszug aus "So sin mir Die Zeller Fasnacht" von Uli Merkle
Viele geschichtliche Informationen über unsere Vogtei findet man auch unter der Rubrik "Jahreschronik"
Die Bürgermeister bzw. Vögte der Vogtei Obertal waren folgende:
Josef Kunzelmann |
1934 - 1937 |
Eduard Bernauer |
1949 - 1952 |
Karl Sillmann |
1953 - 1954 |
Adolf Lang |
1955 - 1957 |
Dieter Vanini |
1958 - 1959 |
Fridolin Maier |
1960 |
Rudolf Kirner |
1961 - 1974 |
Hansjörg Männer |
1975 - 1993 |
Christoph Ebi |
1993 - 2001 |
Udo Güdemann |
2001 - 2012 |
Uli Schaffrinna |
2012 - HEUTE |